Centaurium erythraea - Echtes Tausendgülderkraut

In Bern soll man ihm traditionell «Himmelsblüemli» sagen, auch wenn dieser Name heute wohl kaum jemand mehr kennt. Vielleicht stammt dieser Name daher, dass das mit offiziellem Name bekannte Echte Tausendgüldenkraut bei klarem Wetter ihre Blüten gerne dem Himmel entgegenstreckt. Gerade häufig kriegt man das Enziangewächs mit den leuchtenden rosafarbenen Blüten leider auch nicht zu sehen – im Moment blüht es aber prächtig in der Blumenuhr.

Während es bei uns nur zwei einheimische Tausendgüldenkräuter gibt, so ist die Gattung, welche ca. 20 Arten umfasst, besonders im Mittelmeergebiet gut vertreten. Alle haben bittere Inhaltstoffe, für welche sie schon seit dem Altertum zum Lindern von Leberbeschwerden oder bei Appetitlosigkeit eingesetzt wurde. Auch heute noch ist der Extrakt von Tausendgüldenkraut beliebt in Magenbitter. Viele deutsche Volksamen zeugen von dieser Verwendung: Bitterkraut, Magenkraut, Erdgalle oder Wundkraut sind nur einige Beispiele, welche auf die Verwendung dieser Art hinweisen. Wer die hübsche Pflanze auf einer Wanderung sehen möchte, findet sie am ehesten in einer Trockenwiese am Jura-Südfuss.

Die Blüten des Echten Tausendgüldenkrauts sind in den Mittagsstunden voll geöffnet – hier offenbart sich die südliche Heimat unserer Pflanze. Es scheint vor allem die Wärme zu sein, welche dafür sorgt, dass sich die fünfzipfligen Blütenkronen öffnen – bei Temperaturen unter 16° hilft auch gutes Zureden nichts und die Blüten bleiben geschlossen. Nektar bietet das Tausendgüldenkraut nicht an, dafür hält es die Bestäuber mit Pollen und angeblich mit «anbohrbarem Gewebe» bei Laune. Diese weicheren Teile der Blüten scheinen bei Insekten aus Zubrot beliebt zu sein. Besonders Schwebefliegen und Käfer besuchen die leuchtenden Blüten gerne. Wer die Bestäuber bei der Arbeit beobachten will, setzt sich am besten bei schönem Wetter über Mittag zur Blumenuhr. 

 

Datura stramonium - Stechapfel

Photo: Katja Rembold

Man kann sich fragen, ob Charles Baudelaire, als er 1868 seine Gedichtsammlung «Die Blumen des Bösen» herausgab, sich nicht insgeheim von Stechapfelblüten inspirieren liess. Blumen sind zwar nie böse, aber der Stechapfelpflanze ist so giftig, dass man damit schon allerlei Böses anstellen kann. Wo der Stechapfel ursprünglich herkommt, ist unumstritten: wie alle der je nach Einteilung 10 bis 13 verschiedenen Arten der Gattung Datura stammt er ursprünglich aus Zentralamerika. Was aber zu grossen Diskussionen geführt hat ist die Frage, ob der gemeine Stechapfel bereits vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus in Europa verbreitet war oder ob er erst danach eingeführt wurde. Für beide Hypothesen gibt es Vermutungen und Belege – wirklich sichere Beweise fehlen aber wie für so viele Geschichten, welche um diese Pflanzen ranken.

Der Stechapfel gehört zur Familie der Nachtschattengewächse und wie die meisten Mitglieder dieser Familie enthält er in allen Pflanzenteilen ein Gemisch von stark wirkenden Alkaloiden. Besonders konzentriert sind die diese Stoffe, welche in kleinen Mengen auf das Nervensystem wirken, in den Samen – früher war der Stechapfel daher ein gefürchtetes Unkraut in Getreidefeldern, denn wenn seine Samen, welche ähnlich gross wie Weizenkörner sind, ins Mehl gelangen, so wird auch das Mehl stark giftig. In vielen Ländern, in denen die Getreidereinigung nicht so gründlich ist, gibt es auch heute noch jährlich viele Todesfälle, welche auf eine Stechapfelvergiftung zurückzuführen sind. 

Die fünfzipfeligen Blüten öffnen sich meist im späten Nachmittag oder in den Abendstunden und verbreiten, einmal geöffnet, einen süssen, schweren Duft, der wesentlich angenehmer ist als übelriechenden Blätter. Stechapfelblüten werden bei uns meist von Nachtfaltern bestäubt, sind aber auch erfolgreiche Selbstbestäuber. Wenn das Wetter trüb ist, so öffnen sich die Blüten manchmal auch mitten im Tag oder bleiben am Morgen geöffnet – meist werden sie dann aber nicht bestäubt.

 

Delosperma sutherlandii - Sutherland Mittagsblume

Photo: Katja Rembold

Mittagsblume – treffender könnte man es nicht formulieren! Ganz besonders passend ist dieser Name bei der Art, welche im Monat Juni in der Blumenuhr auf der Liegewiese zu sehen ist: der Sutherland Mittagsblume. Um die Mittagsstunden sind ihre leuchtend violett-rosafarbenen Blüten voll geöffnet und locken eifrige Bienen und andere Bestäuber an. Dann möchte man es ihnen am liebsten gleichtun und in der bunten Blütenblätterpracht nach Nektar tauchen.

Mittagsblumen gehören in die grosse Familie der Eispflanzen (Aizoaceae). Wer glaubt, dass diese in eisigen Gefilden zu finden sind, liegt falsch. Vielmehr finden sie sich vorwiegend auf der Südhalbkugel und meist in trockenen, wüstenartigen Gefilden. Den Namen «Eispflanzen» haben sie von den Papillen, welche bei vielen Arten die Oberfläche der Blätter bedecken und in der Sonne wie Eiskristalle glänzen. Die Blätter sind bei fast allen Arten sukkulent und werden als Wasserspeicher genutzt. Früher wurden die Mittagsblumen als eigene Familie geführt bis man herausgefunden hat, dass sie in die grosse Familie der Eispflanzen einzufügen sind. Wenn man es auch geschafft hat, Ordnung in die Familie als Ganzes zu bringen, so herrscht innerhalb der Familie immer noch ein grosses Durcheinander. Denn auch mit modernen molekularen Methoden lassen sich Mittagsblumen schlecht ordnen. Die Tatsache, dass in der Natur jährlich neue Arten entdeckt werden, ist dabei wenig hilfreich.

Delosperma leitet sich vom griechischen delos für „offen“ sowie sperma für „Samen“ ab. Der Gattungsname verweist somit darauf, dass die Samen in den geöffneten Kapseln sichtbar sind. Mittagsblumen öffnen ihre Kapseln wenn sie nass werden und wer sie bestimmen will, muss die trockenen Kapseln in den Mund stecken – so werden sie vom Speichel feucht und anhand des Musters lässt sich erkennen, zu welcher Gattung sie gehören. Die Art in der Blumenuhr stammt aus Südafrika, wo sie in den Grasländern im Osten auf Quarzit vorkommt.

 

 

Gazania spp. - Gazanie

Photo: Katja Rembold

Mittagsgold, Sonnentaler oder vielleicht doch lieber Tigerblume? Bei den deutschen Namen gibt es bei den Gazanien eine grosse Auswahl. Dies hat damit zu tun, dass die ursprünglich aus dem südlichen Afrika stammenden Korbblütler bei uns in den letzten Jahren sehr beliebt geworden sind und mit fantasievollen Namen lassen sich die bunten Gesellen für das Balkonkistchen einfach besser verkaufen. Wobei gerade Mittagsgold und Sonnentaler genau auf das hindeuten, was ihnen auch den Sprung in die Berner Blumenuhr ermöglicht hat: sie sind wahre Sonnenanbeter und die Blütenstände sind bei sonnigem Wetter zur Mittagszeit voll geöffnet. Ist das Wetter trüb und kühl, dann bleiben die Gazanien geschlossen.

Die Gattung wurde erstmals 1791 beschrieben und wie die ersten Gazanien in Europa erfolgreich vermehrt werden konnten, haben sie mit ihren fröhlichen Farben bald die Herzen der Pflanzenliebhaber:innen und damit deren Gärten erobert. Viele Arten haben am Grund der Zungenblüten kastanienbraune, etwa erbsengrosse Flecken. Damit imitieren sie braune Käfer, die sich an Pollen und Nektar gütlich tun. Die in Südafrika bestäubenden Käfer sind uns Menschen in dieser Hinsicht nicht ganz unähnlich: ist ein Restaurant voll, versuchen wir, den letzten verfügbaren Platz noch zu ergattern. Versuche haben auf jeden Fall gezeigt, dass wenn die braunen Flecken abgedeckt wurden, die Blütenstände deutlich weniger Käferbesuch erhielten. Im Handel gibt es mittlerweile viele Hybriden. Das macht die Bestimmung auch nicht einfacher. So hübsch und fröhlich Gazanien sind – für die genaue Artbestimmung sind sie für Botaniker:innen eine echte Herausforderung!

 

Gentiana acaulis - Silikat-Glocken-Enzian

Das kräftige Blau und die hübschen, glockenförmigen Blüten haben geholfen, dass die grossblütigen Enziane zu den Lieblingen der alpinen Pflanzenwelt avanciert sind. Während Faltenlilie oder Alpenhelm nur einem ausgesprochen interessierten Publikum von Berggänger:innen bekannt sind, so kennen alle die blauen Enziane. Nur jene obligate Person, die immer alles besser weiss wird nachfragen, ob es sich nun um den Kalk- oder den Silikat-Glocken-Enzian handelt, wenn sich alle über die blauen Blüten am Wegesrande freuen. Sie wird dann auch darauf hinweisen, dass der Silikat-Glocken-Enzian an den grünen Flecken im Innern der Blüten und an den weissen Häutchen zwischen den Kelchzähnen erkannt werden kann. Wie der deutsche Name vermuten lässt, findet sich der Silikat-Glocken-Enzian vor allem auf sauren Böden, während seine Schwesterart die basischen Kalkfelsen vorzieht. Nicht nur bei Bergsteiger:innen sind die blauen Blüten beliebt – auch Hummeln und Bienen freuen sich an ihnen. Pelzige Hummeln passen besonders gut in die blauen Trichter und wenn sie den dunkeln Punktereihen im Blüteninnern folgen (es sind dies die Saftmale, die «Wegweiser» der Blüten, welche angeben, wo der Nektar zu finden ist) so werden sie tüchtig mit Pollen vollgepudert, welchen sie später bei einer anderen Blüte, deponieren. Wie viele Enziangewächse schliesst der Silikat-Glocken-Enzian seine Blüten auch bei Regen oder bei einem Kälteeinbruch – der Silikat-Glocken-Enzian reagiert also nicht wie man meinen könnte auf das Sonnenlicht, sondern vielmehr auf die Temperatur und auch die Erschütterung. Bleiben die Blüten während einer Schlechtwetterperiode lange geschlossen, so kann sich diese Art zur Not auch selber bestäuben – was in den Alpen ganz schön praktisch sein kann. 

 

 

Eschscholzia californica - Kalifornischer Mohn

Mit seiner leuchtenden orangen Farbe lässt er das Fernweh aufblühen: wenn in Kalifornien der Frühling einzieht, so verfärben sich ganze Landstriche in einem satten Orange. Dann ist es die Zeit des Kalifornischen Mohns. In vielerlei Hinsicht erinnern seine Blüten an unseren einheimischen Klatschmohn, doch auffällig sind die beiden Kelchblätter, welche beim Öffnen der Blüte verwachsen bleiben und als ganzes abgestreift werden. Sie erinnern in ihrer Form etwas an eine Schlafmütze aus Grossmutters Zeiten, was der Pflanze auch den Kosenamen «Schlafmützchen» eingebracht hat. Die kahlen, blaugrünen Blätter stehen in wunderbarem Kontrast zu den warmen Orange- und Gelbtönen der Blüten. Der Kalifornische Mohn ist bestens an das harsche Klima angepasst, das sich in weiten Teilen von Kalifornien findet. Minustemperaturen scheinen den Samen kaum zu schaden und auch lange Phasen der Trockenheit überrundet diese Art in Samenform. So kann eine Landschaft auch nach jahrelanger Dürrezeit fast über Nacht orangefarben aufblühen, wenn der nötige Regen gefallen ist. Wie die einheimischen Mohnarten ist der Kalifornische Mohn giftig. Anders als der Klatschmohn fehlt ihm aber der typisch weisse Milchsaft. Wie viele Mohnarten wurde er früher auch als Schmerzmittel genutzt.

Entdeckt wurde der orangefarbene Mohn vom berühmten Dichter und Entdecker Adalbert von Chamisso, der sie um 1815 auf einer Expeditionsreise im Hafen von San Francisco entdeckt haben soll. 1820 hat er die Art dann erstmals beschrieben und sie dem Freund Johann Friedrich von Eschscholtz gewidmet. In der Blumenuhr öffnet er seine prächtigen Blüten nur bei Sonnenschein und ist besonders in den Mittagsstunden wunderbar anzuschauen. Dann kann man von den schier unendlichen orangefarbenen Mohnfelder träumen, zuschauen, wie die kalifornische Nationalblume bestäubt wird und mitten in Bern kalifornische Träume hegen...

 

 

Helianthemum nummularium - Gemeines Sonnenröschen

«Morgenstund hat Gold im Mund» – dies ist das Motto dieses Zistrosengewächs. Leuchtend goldig blüht es in den Morgenstunden und lässt seine Blütenblätter meist um die Mittagszeit fallen. Letztere sind besonders beim Aufblühen auffällig zerknittert – ein Merkmal der Zistrosengewächse. Ebenfalls typisch für diese Familie sind die vielen Staubblätter, die im Laufe der Evolution durch Verdoppelung entstanden sind: ursprünglich entspricht jedes Staubfadenbündel einem einzelnen Staubfaden. Als typische Pollenblume bietet das Sonnenröschen seinen Bestäubern kaum Nektar, dafür aber Pollen im Überfluss. Dies allerdings nur in den Morgenstunden und bei sonnigem Wetter: fallen die Temperaturen unter 20° oder bei trüber Witterung, bleibt das «Restaurant Sonnenröschen» geschlossen. In der Schweiz werden von dieser Art fünf Unterarten unterschieden – die Unterscheidung ist allerdings nicht ganz einfach und es gibt Unkenrufe aus der molekularen Stube, welche diese Unterscheidung als unhaltbar einstufen. Das Gemeine Sonnenröschen kümmern diese Diskussionen indes wenig. Für ihn zählen einzig die sonnigen Morgenstunden. Wer es besonders schön in Blüte sehen will, macht sich an einem warmen und trockenen Morgen gegen 11 Uhr auf zur Blumenuhr. Dann sind die Blütenblätter nicht mehr zerknittert, die Blüten leuchten um die Wette und wer genügend lange bleibt, wird sehen, wie sie ab den Mittagsstunden wie gelbe Konfettis auf den Boden fallen.

 

Ipomoea purpurea - Purpur Prunkwinde

Im englischsprachigen Raum nennt man sie liebevoll «purple morning glory» also der «purpurfarbene Morgen-Trichter» (wegen der Form) oder eben auch die «purpurfarbene Morgenpracht» (weil sie am Morgen so prächtig blüht). Die Art ist in den Tropen und Subtropen der neuen Welt weit verbreitet und weil sie seit Jahrhunderten kultiviert wird, ist ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet nur unzureichend bekannt.

Als verlässlicher Vormittagsblüher passt sie natürlich bestens in die Blumenuhr. Meist wird sie von verschiedenen Insekten bestäubt, in ihrer Heimat sollen aber auch Kolibris die Bestäubungsarbeit übernehmen. Wie unsere einheimische Zaunwinde (Calystegia sepium) oder die Acker-Winde (Convolvulus arvensis) gehört sie der Familie der Windengewächse an – die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen.

Viele amerikanische Prunkwinden sind giftig und die in ihnen enthaltenen Giftstoffe sind denen es Mutterkorns (eine Pilzart, welche Gräser und Getreide befällt) sehr ähnlich. Da diese Giftstoffe auch einen LSD-artigen Rausch hervorrufen können, wurden sie oft für schamanische Zwecke oder für gefährliche Drogenexperimente benutzt – in unserer Purpur-Prunkwinde sind diese aber kaum nachweisbar und die Art blüht ohnehin viel zu hübsch, als dass man einen übel schmeckenden Tee daraus zubereiten möchte.   

 

Mirabilis jalapa - Wunderblume

Wenn eine Pflanze Wunderblume heisst, so muss sie mindestens mit Überraschungen aufwarten. Der Name Wunderblume, welcher sich auch im wissenschaftlichen Namen der Gattung wiederfindet, bezieht sich auf die sehr unterschiedliche Färbung der Blüten. Diese grenzt wahrlich oftmals an ein Wunder: von knalligem Pink zu leuchtendem Gelb bis zu zarten Pastelltönen finden sich bei den Wunderblumen wirklich alle Farben, und dies oftmals in ganz besonders auffälligen Kombinationen. Doch auch was ihren Platz in der Blumenuhr rechtfertigt, wartet die Wunderblume mit einer Überraschung auf. Tagsüber bleiben ihre bunten Blüten geschlossen und öffnen sich meist erst in den späten Abendstunden – wer sie um Mitternacht bewundert steht dann vor einem wirklich farbigen Wunder.

Wahrscheinlich stammt die Wunderblume ursprünglich aus Mexiko – weil sie aber schon sehr lange vom Menschen verschleppt wurde, ist der exakte Ursprung heute kaum mehr zu eruieren. Auch was die Nutzung der Pflanzen angeht, so scheiden sich die Geister. Während sie die einen als essbare Pflanze und als Quelle von natürlichen Lebensmittelfarbstoffen preisen, so warnen andere von ihrer Giftigkeit. Aber eigentlich ist das nächtliche Wunder, welches ja für Nachtfalter gedacht ist, ohnehin zu hübsch, als dass wir es aufessen sollten und wir geniessen es deshalb am besten mit den Augen (Taschenlampe nicht vergessen!).

 

 

Oenothera biennis - Zweijährige Nachtkerze

Das Schauspiel könnte man sich jeden Abend zu Gemüte führen: Wenn im August die Dunkelheit langsam das Land in die Hand nimmt, dann explodieren die dicken Blütenknospen der Nachtkerzen förmlich und die grossen, hellen Blüten öffnen sich. Es soll Leute geben, die das Spektakel allabendlich verfolgen, Decken in den Garten schleppen und das Schauspiel dem Fernsehflimmern vorziehen. Auch in der Berner Blumenuhr lässt sich das Spektakel beim allabendlichen Eindunkeln verfolgen.

Nachtkerzen gehören der gleichen Pflanzenfamilie wie die ebenfalls gut bekannten Weidenröschen oder die Fuchsien an. Während Letztere vor allem von tagfliegenden Insekten bestäubt werden, so sind die nachtblühenden Oenothera-Arten bei Nachtfaltern und Schwärmern beliebt. Unsere Pflanze des Monats ist zweijährig - im ersten Jahr erscheint zunächst eine Rosette und eine dicke Speicherwurzel. Im zweiten Jahr blüht sie dann, produziert viele Samen und stirbt ab. Die fleischigen Wurzeln diese Art sind rosafarben und essbar - Schinkenwurzel wird die Art deshalb manchmal auch genannt. Wie gut sie schmecken, darüber liesse sich aber lange diskutieren.

Auch wenn viele Leute glauben, dass Nachtkerzen einheimisch sind, so gehören sie zu den Neophyten, also zu den Arten, die nach der Entdeckung von Amerika bei uns eingeführt wurden. Ursprünglich stammt sie aus dem östlichen und zentralen Nordamerika – spätestens seit dem 17. Jahrhundert wurde sie aber als beliebte Gartenpflanze überall in Europa und Asien angepflanzt. Oft ist sie aus den Gärten ausgebüxt, so dass sie heute vielerorts als Teil der einheimischen Flora angeschaut wird. Bisher ist die Zweijährige Nachtkerze nicht als problematische invasive Art aufgefallen. Mancherorts wir die Zweijährige Nachtkerze auch felderweise angebaut, da man aus ihren Samen ein wertvolles, fettes Öl gewinnen kann, welches in der Kosmetikindustrie Verwendung findet.

 

 

Oxalis herrerae - Peruanischer Sauerklee

Der einheimische Sauerklee (Oxalis acetosella) ist vielen Menschen bekannt. Mit seinen zarten, feinrosa geaderten Blütenblättern und seinen freudig hellgrünen Blättern ist er ja auch eine besondere Zierde der hiesigen Wälder. Viel gemeinsam mit unserem einheimischen Sauerklee hat sein peruanischer Bruder nicht – wobei man bei genauerem Hinschauen doch auch Ähnlichkeiten finden kann. Da wären einmal die strahlensymmetrischen Blüten oder die Früchte, genauer die Kapseln, die sich bei der Reife fast schon explosionsartig öffnen. Ebenfalls enthalten beide Arten Kleesalz und Oxalsäure, welche für den typisch sauren Geschmack verantwortlich sind. Die riesige Gattung Oxalis kommt weltweit mit zwei Verbreitungsschwerpunkten vor, von denen einer im südlichen Afrika, der andere in Mittel- und Südamerika liegt.

Der Sauerklee in der Blumenuhr stammt, wie sein deutscher Name vermuten, lässt aus Peru. Mit seinen fleischigen Blättern ist er bestens an trockenes Klima angepasst. Die Art wächst in der Andenkette und man findet sie oft an extremen Standorten in grosser Meereshöhe wo neben ihr fast nur noch Flechten und andere Überlebenskünstler gedeihen. Die Pflanzen bieten Pollen und Nektar an und sind, wenn sie die Blüten um die Mittagsstunden geöffnet haben, sowohl bei Schwebefliegen als auch bei Bienen sehr beliebt.

 

 

Tragopogon pratensis - Wiesen-Bocksbart

Der Wiesen-Bocksbart bietet einen ganzen Korb voller Blüten, mit welchen man die Uhr stellen kann. Wie bei den meisten Mitgliedern der riesigen Familie der Korbblütler, sind wir uns meist nicht bewusst, dass die gelben Blumen in Tat und Wahrheit aus sehr vielen einzelnen Blüten bestehen, welche in einem grünen «Körbchen» von sogenannten Hüllblättern sitzen. Wie sein berühmterer Vetter, der Löwenzahn, produziert der Wiesen-Bocksbart weissen Milchsaft und ausschliesslich Zungenblüten. Die gelben Blütenstände öffnen sich nur bei schönem Wetter und nur in den Morgenstunden – bei Regen, am Nachmittag und in der Nacht bleiben die Zungenblüten gut geschützt in den grünen Körbchen. Beim Wiesenbocksbart kann man sogar zwei Unterarten nach den «Öffnungszeiten» der Körbchen unterscheiden. Während der etwas schönere, grossblumigere Östliche Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis subsp. orientalis) seine Bestäuber meist nur bis 11 Uhr mit Nektar und Pollen versorgt, so bleibt der Gewöhnliche Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis subsp. pratensis) immerhin bis 14 h geöffnet. Setzt man sich eine Weile vor die Bocksbärte, so kann man oft Bienen und Schwebefliegen beobachten, welche nach Pollen und Nektar suchen. Ist der Bocksbart erst verblüht, so ragen die trockenen Blüten wie ein Ziegenbart aus den grünen Hüllblättern – und daher stammt auch der deutsche Name. Traurig sollte einen das Abblühen nicht stimmen – denn bald erscheinen die Früchte mit ihren schönen Fallschirmen – und die gehören bestimmt zu den schönsten Flugkörpern, welche die einheimische Flora zu bieten hat.